Wieder
einmal bin ich darüber erstaunt, wie viele Leute fragen, ob wir
schon Schnee haben. Nach einem Schneesturm mit 35 cm Neuschnee und
Verwehungen mehr als einen halben Meter hoch, sollte die Antwort klar
sein.
Auch
Whitehorse bekam seinen Anteil ab. Busse konnten nicht pünktlich
oder überhaupt nicht fahren. Leute kamen nicht zur Arbeit, denn auch
ein Auto schaffte es oft nicht durch die Schneemassen. Diese wurden
auf die Mitte der Straßen gepflügt, denn es gab sonst keinen Platz
dafür. Am nächsten oder übernächsten Tag wurde er dann
weggefahren. Aber der Schaufelraddampfer SS Klondike lag im
Winterkleid am Ufer des Yukon, der noch offen dahin strömte.
Neben
dem Schneesturm gab es Eisnebel, blauer Himmel und die winterliche
Wildnis. Wenn möglich, war ich unterwegs. An der Skagway Road –
dem South Klondike Highway,- sah ich einige Schneehühner
aufflattern, die dann im Gleitflug in dem winterlichen Wald
verschwanden. Nahe der Atlin Road entdeckte ich die Spuren und
Schneehöhlen von Grouse, die dort übernachtet hatten. Mit etwas
Glück sah einen Wolf, Füchse, mehrere Deer (Hirsche) und einen
Luchs, von dem ich nur die Pfotenabdrücke auf meine Kamera bannen
konnte. Der Schnee kann Geschichten erzählen wie die Seiten eines
Buches. Das weiße Land zeichnet in einer ungeordneten Liste alle
Tiere auf, die dort unterwegs gewesen sind. Hier war ein Elch durch
den Schnee gepflügt, dort Karibus gewandert und hier ein
Schneeschuhhase gehoppelt. Dann konnte ich meine Augen über die
Wildnis schweifen lassen, atmete tief die frische Luft ein und spürte
die Natur. Es ist immer wieder faszinierend zu erleben, wie dröhnend
Stille sein kann. Diese absolute Ruhe im Freien ist eine Erfahrung,
die für die Vielzahl der Menschen erschreckend ist. Doch ich war die
Lautlosigkeit gewohnt und liebte sie.
Bei
-25 Grad hier im Süden ist es nichts besonderes zu sehen, wie viele
Vögel den Winter hier verbringen. Der gewaltige Kolkrabe, die Häher,
genannt Whiskey Jack und die Elstern. Die kleinen Vögel, die sich
gut von Beeren, Körnern und Samen ernähren können, tauchen immer
wieder einmal auf. Die rötlichen oder gelblichen Tupfer der
Hakengimpel, Meisen, Zeisig, Fichtenkreuzschnabel und
Bindenkreuzschnabel, nur um einige zu nennen.
Kein
Zweifel, der Winter ist da im Yukon. Sonnenaufgang für Whitehorse
ist 10.11 Uhr, Sonnenuntergang 17.20 Uhr. Nach Norden gibt es schon
eine Stunde weniger Tageslicht und in Dawson City pendelt die
Temperatur um die minus 30 Grad. Doch das ist erst der Anfang und es
wird noch lange so bleiben.