Oder nur
eine wahre Geschichte, die sich wie ein Märchen anhört?
Im
diesem Frühjahr erzählte ich von meinem langjährigen Traum. War es
möglich, mir eine Blockhütte in der Wildnis zu bauen? Nur einen
Winter, nur einen einzigen Winter, in einer selbst errichteten Hütte
verbringen.
Nein,
ich konnte es nicht – war meine Antwort gewesen. Aber warum? Denn
die Erklärung fehlte. Weil ich nicht eingeengt zwischen vier Wänden
verbringen wollte, Monate in der langen Dunkelheit und nur auf das
Frühjahr warten.
Meine
Pläne setzte ich bald um. Ich begann, mir ein Haus zu bauen. Es
sollte groß und geräumig werden, mit fünf Zimmern. Einen langen
Sommer fällte ich mehr als 100 Bäume, zog sie mit dem Boot zu der
ausgesuchten Stelle und mit einer Seilwinde den Hang hoch. In der
Wildnis leben, übertraf meine Erwartungen. Einen Whiskey Jack auf
der Hand sitzen haben und füttern, einem Wiesel Fleisch und Fett mit
den Fingern reichen.
Dann
lernte ich Gaby kennen. Wir heirateten in Mayo und arbeiteten nun
zusammen an der gewaltigen Aufgabe.
Nachwuchs
blieb nicht aus, es wurde ein Wollknäuel mit vier Beinen. Tara war
so klein, doch sie entwickelte sich in der Wildnis hervorragend.
Fragen
wurden uns viele gestellt, doch an eine erinnere ich mich genau. Was
macht ihr denn den ganzen Tag? Wird es euch nicht zu langweilig? Habt
ihr wenigstens einen Fernseher?
Nein,
wir hatten noch nicht einmal Strom. (Abgesehen von einer 12-Volt
Batterie, die wir mit Sonnenenergie aufladen konnten). Aber wir
passten uns an und lernten dazu. Die Wände vom Haus wurden höher.
Nur mit Motorsäge und Handwerkzeug gebaut, ohne einen einzigen
Nagel. Gaby dichtete die Fugen zwischen den Balken mit Moos bei 30
Grad in der Sonne ab, während der See noch mit Eis bedeckt war.
Wir
erlebten Hitze, Temperaturen von minus 50°, standen in einem
Aschenregen, als sich ein Feuer heran wälzte, zwei Erdbeben
erschütterten unser Haus. Gold suchen. Die Projekte schienen kein
Ende zu nehmen. Garten anlegen, Gewächshaus bauen, Dusche,
Gästehütte, Kanu fahren, Beeren pflücken, Pilze sammeln. Nach
Möglichkeit mehrere Dinge zusammen erledigen. Stiefelte ich zum See,
um mit zwei Eimern Wasser zu holen, probierte ich für einige
Minuten, ob die Fische bissen. Im Winter durch die frostige
Landschaft streifen und mit einem Stück Feuerholz zurückkommen.
Tara
bekam einen „Bruder“. Von dem kleinen Odo war sie zuerst nicht
begeistert. Aber sie wurden gute Freunde. Odo hatte Wolfsblut in
sich. Als er zum ersten Mal seine Brüder und Schwestern auf dem See
heulen hörte, setzte er sich hin und stimmte in den gewaltigen
Gesang ein. Ein Schauer lief mir über den Rücken, ergreifend schön
war es.
Wieder
einmal Weihnachten. Gaby kochte und backte, die Hunde bereit für ein
kleines Häppchen. Der Weihnachtsbaum war geschmückt und jeder bekam
sein Geschenk.
Die Tage
wurden länger, der Schnee sackte zusammen. Odo und Gaby hockten
nebeneinander auf der Bank am See und schienen sich intensiv zu
unterhalten. Viel mehr brauchten wir nicht.
Irgendwo
heulte ein Wolf. Dafür waren wir gekommen und ich habe die zehn
Jahre in meinem Buch „Wo Wölfe heulen“ beschrieben. Wir hatten
eine Entscheidung getroffen und sie war richtig gewesen. Wir blieben
auch vor Krankheit nicht verschont – doch damit hatten wir
gerechnet und wir bedauerten keinen Tag.
Vielleicht
hat euch die Geschichte gefallen, die kein Weihnachtsmärchen ist.
Vielmehr ein erlebtes Märchen, dass wahr geworden ist.
Wir sind
dankbar und denken gerne zurück an die Ruhe, die Stille. Die
Abgeschiedenheit ohne Hektik. Euch allen wünschen wir eine schöne
Weihnachtszeit. Mit Ruhe, Stille – und vielleicht einem Buch, was
euch in eine andere Welt führt.
Frohe
Weihnachten! Merry Christmas!