Montag, 22. April 2019

Earth Day

und etwas mehr. Dankeschön an alle, die an meinen Geburtstag gedacht haben. Daher einmal eine persönliche Geschichte, obwohl es, wie immer bei mir, um den Yukon geht.

Hinter mir lag eine abenteuerliche Fahrt auf dem schlammigen Alaska Highway nach Norden. Dann sah ich diese Brücke. Links neben ihr erstreckte sich ein mir unbekannter, großer See. Nach rechts strömte der Yukon River. Noch nie im Leben gesehen, doch seit Jahren darauf gefreut. Auf dem Fluss trieben noch Eisschollen. Es war der 27. Mai. Noch war mir nicht bewusst, dass sich mein Leben von nun an für immer verändern sollte. 




Es machte mir Freude, neues zu lernen. Ob es nun Gold waschen war, oder ich meine Kenntnisse über Tier- und Pflanzenwelt vertiefen konnte. In den folgenden Jahren war ich ein Abenteurer, ein Suchender, mit Kanu und Rucksack ein Wanderer in der Wildnis. Ungefähr sechs Monate des Jahres lebte ich nun in den Wäldern. Über den Zeitraum von 10 Jahren sah ich dort die Farben des Herbstes reifen, erlebte das Nahen des Winters, den kurzen Frühling und die Hitze des Sommers. In meiner Welt konnte ich in traumhaften Landschaften fischen und jagen. 













Ein nagender Traum blieb, dem ich nicht widerstehen konnte und wollte. Weit entfernt von einer Straße, von Strom und fließendem Wasser, begann ich, ein Blockhaus zu bauen. Nur mit Handwerkzeug und Motorsäge. Mit meiner Frau Gaby vollendete ich diesen Traum und wir lebten dort für 10 Jahre. Dabei lernten wir die Natur und die Herausforderungen mit den eisigen Winter besser kennen. 






















Der nächste Schritt führte uns in die Nähe der Zivilisation. Bald hatten wir Strom, fließendes Wasser und eine nette Familie als Nachbarn, wenn auch nicht gerade in unmittelbarer Nähe. Mit Begeisterung arbeite ich nun als Guide, lernte jede Straße des Yukon kennen und paddelte Tausende von Kilometern mit dem Kanu. Mir machte es Freude, mit den Gästen, den Besuchern, mein Wissen über den Yukon zu teilen. Als Guide arbeitete ich mehr als 10 Jahre.




Im letzten Jahr war ich am 27. Mai wieder an der gleichen Brücke. Auch in wenigen Wochen möchte ich wieder dort sein. Dankbar werde ich über den See blicken, an dem ich nun wohne. Meine Gedanken werden der Strömung des Yukon River folgen und in die Vergangenheit wandern. Hier stehe ich, wie damals – doch es sind 40 Jahre vergangen.





Noch immer bin ich viel auf abgelegenen Straßen und mit dem Kanu unterwegs. Guide mache ich nur noch für Bekannte und Freunde. Die Touristen scheinen in den Sommermonaten mehr und mehr zu werden. Aber es ist eine andere Generation. Nicht alle wissen wie es ist, aus einem plätschernden Gebirgsbach mit der hohlen Hand Wasser zu schöpfen und zu trinken. Nicht jeder spürt die Faszination, die Ruhe und Stille in einem bewirken kann. Wichtig ist oft eine Verbindung zum Internet, um möglichst schnell den „Freunden“, der „Welt“, durch Instagram, Twitter und WhatsApp mitzuteilen, was du erlebt und gegessen hast. Das ist nicht meine Welt.




 


 


 


 

1 Kommentar:

margits bastelstube hat gesagt…

liebe helmut,
wunderbar geschrieben .....toll. auch ich denke so, obwohl ich nicht in der wildnis lebe/lebte und das erlebte, was du schilderst (auch in deinem buch!)....jeder will alles...alles....aber nichts dafür tun. das ist jetzt so...jedem alles sofort mitteilen...ob ich was dafür getan habe oder nicht. wie du richtig sagst: das ist nicht deine welt....und ich bin auch bald so weit!
vielleicht komme ich doch noch mal in den yukon.
alles liebe und herzliche grüße aus österreich
margit