Erst vor
wenigen Tagen sah ich aus dem Fenster und beobachtete das letzte,
treibende Eis auf dem Marsh Lake. Bis der ganze See eisfrei sein
würde, sollte es noch einige Tage dauern.
Am Ufer
tummeln sich nun die Sommergäste. Neben den schlafenden oder
fressenden Schwänen, einigen Gänsen, auch Stockenten, Löffelenten
und Gelbschenkel. Diese sind häufig zu sehen. Der Regenbrachvogel
dagegen selten. Aber mit dem weiten, offenen Wasser kam mir die Idee,
fischen zu gehen. Direkt vor der Haustür wollte ich nicht angeln. Da
ich kein Handy oder Smartphone habe, konnte ich außerdem wenigstens
für einige Tage dem Computer entfliehen. Für niemanden erreichbar.
Mir war auch schon klar, wohin ich fahren wollte. Was ich nicht
wusste, waren die Überraschungen, die mich erwarteten.
South
Canol Road war mein Ziel. Zwar war die Schotterstraße noch
geschlossen, doch an der Absperrung war einfach vorbei zu fahren.
Rund 100 Kilometer nach Norden durch die Wildnis. Kleine Bäche
flossen über die Straße. An mehr als 30 Stellen war zu erkennen,
dass umgestürzte Bäume zersägt und weggeräumt worden waren. Keine
Überraschung, warum die Straße noch gesperrt war.
Die
Überraschung kam erst am Quiet Lake, meinem Ziel. Bis dorthin hatte
ich kein einziges Auto gesehen. Der Campground war leer. Die
bärensicheren Müllbehälter noch verschlossen. Nach 30
Minuten stand mein Zelt an einem schönen Platz, an dem ich die
Eiskristalle klirren hörte. Eine ganz besondere Musik für meine
Ohren. Ein Abschiedslied vom Winter.
Böiger
Wind brachte das Eis stärker in Bewegung. An einigen offenen Stellen
konnte ich fischen. Eichhörnchen zeterten
von den Pappeln und futterten an den ersten Knospen. Ein kleiner
Schwarm Finken schwirrte um mich, fingen kleine Mücken und die
ersten Moskitos. Der jodelnde Ruf von einem Eistaucher hallte über
den See. Ein Paar Gänsesäger schwamm nahe an mir vorbei und die
Vögel tauchten geschickt unter den Eisschollen hindurch. Auch dafür
war ich gekommen.
Mein
Ausflug in die Wildnis ist jetzt gerade einmal zwei Tage her. Wir
sind in diesem Jahr etwas spät, doch der kurze Frühling im Yukon
wird bald schon vorbei sein.
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