Donnerstag, 29. November 2018

Winter im Yukon?

Der November verabschiedet sich, doch die eisige Kälte hatte sich nicht über das Land gelegt. Die letzten Schwäne waren in den ersten Tagen des Monats nach Süden gezogen, manchmal folgte noch eine kleine Gruppe Nachzügler. Singvögel schwirrten wie wirbelnde Schmetterlinge vorbei, dann waren die Sommergäste verschwunden.
Ein herrlicher Wintertag trieb mich hinaus. Die Bäche waren mit Eis bedeckt, gluckerten noch ihr Sommerlied. Dagegen zeigte sich an einem See, an dem ich vorbei fuhr, noch offenes Wasser. Büsche und Bäume waren von Reif bedeckt.
Winterlandschaft umgab mich, als ich in die Berge stieg. Die vielleicht 5 Zentimeter Schnee knirschten frostig unter meinen Stiefeln. Spuren von Hasen, Luchs, Fuchs und Ziegen kreuzten meinen Weg. Kein Eichhörnchen zeterte mehr von einem Baum.
Unter mir erstreckte sich ein See, den ich allerdings nicht erkennen konnte. Bei -15° sah ich kaum mehr, als aufquellenden Eisnebel. Doch über mir, nach allen Seiten, der blaue Himmel. Dazu die winterliche Stille. Aus meinem Rucksack kramte ich die Thermosflasche hervor und genoss den heißen Tee.
Später, unten am See, der Kampf zwischen Eisnebel und Sonne. Auftreibende und zerfließende Wogen, die zeigten, dort draußen war noch offenes Wasser.
Einige Tage später waren noch die ersten Eisplatten zu sehen. Etwas geregnet hatte es und der Schnee war fast verschwunden. Milde verabschiedet sich der eisige November. Ein Monat, der nicht normal war und wie ich ihn noch nie erlebte. Es sind gerade einmal -5 Grad. Normal für Whitehorse wäre eine Tagestemperatur von -9°, eine Nachttemperatur von -17°. Die Temperatur ist im Yukon fast überall mit 10 bis 15 Grad wärmer als normal. Vor zehn Jahren erlebte ich in dieser Zeit -35°. Wir beschweren uns nicht. Aber es ist lange dunkel. Sonnenaufgang für Whitehorse 9.37 Uhr, Sonnenuntergang 16.01 Uhr. Doch das nur, wenn sie zu sehen ist. Denn seit Tagen ist der Himmel grau, trübe, die Seen bedeckt von Eisnebel.