Montag, 31. Dezember 2018

Guten Rutsch ins neue Jahr

2018 ist auch hier fast vorbei. Was gab es nun an Neuigkeiten?
Die Zahl der Arbeitslosen war die niedrigste im ganzen Land.
Der Durchschnittspreis für ein Haus in Whitehorse liegt bei $ 475 000.-
Die Einwohnerzahl des Yukon stieg auf 40400.
Das Wetter war wieder wärmer als normal. Die Sonne geht um 10.10 Uhr auf, um 15.57 Uhr unter.
Die Seen sind mit Eis bedeckt, auch wenn nicht viel Schnee darauf liegt. Eisfischen und Schlittschuh fahren, ist angesagt. In Whitehorse leuchten noch die Lichterketten von den Feiertagen und der Yukon River ist noch nicht vollkommen gefroren. Heute, am letzten Tag des Jahres, betrug die Temperatur gerade einmal NULL Grad.
Euch allen wünschen wir ein erfolgreiches Happy New Year
und möge jeder sein besonderes Glücksschwein haben. 














 

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Wintermärchen? Weihnachtsmärchen?

Oder nur eine wahre Geschichte, die sich wie ein Märchen anhört?
Im diesem Frühjahr erzählte ich von meinem langjährigen Traum. War es möglich, mir eine Blockhütte in der Wildnis zu bauen? Nur einen Winter, nur einen einzigen Winter, in einer selbst errichteten Hütte verbringen.
Nein, ich konnte es nicht – war meine Antwort gewesen. Aber warum? Denn die Erklärung fehlte. Weil ich nicht eingeengt zwischen vier Wänden verbringen wollte, Monate in der langen Dunkelheit und nur auf das Frühjahr warten.
Meine Pläne setzte ich bald um. Ich begann, mir ein Haus zu bauen. Es sollte groß und geräumig werden, mit fünf Zimmern. Einen langen Sommer fällte ich mehr als 100 Bäume, zog sie mit dem Boot zu der ausgesuchten Stelle und mit einer Seilwinde den Hang hoch. In der Wildnis leben, übertraf meine Erwartungen. Einen Whiskey Jack auf der Hand sitzen haben und füttern, einem Wiesel Fleisch und Fett mit den Fingern reichen.






Dann lernte ich Gaby kennen. Wir heirateten in Mayo und arbeiteten nun zusammen an der gewaltigen Aufgabe.
Nachwuchs blieb nicht aus, es wurde ein Wollknäuel mit vier Beinen. Tara war so klein, doch sie entwickelte sich in der Wildnis hervorragend.
Fragen wurden uns viele gestellt, doch an eine erinnere ich mich genau. Was macht ihr denn den ganzen Tag? Wird es euch nicht zu langweilig? Habt ihr wenigstens einen Fernseher?
Nein, wir hatten noch nicht einmal Strom. (Abgesehen von einer 12-Volt Batterie, die wir mit Sonnenenergie aufladen konnten). Aber wir passten uns an und lernten dazu. Die Wände vom Haus wurden höher. Nur mit Motorsäge und Handwerkzeug gebaut, ohne einen einzigen Nagel. Gaby dichtete die Fugen zwischen den Balken mit Moos bei 30 Grad in der Sonne ab, während der See noch mit Eis bedeckt war. 





 

Wir erlebten Hitze, Temperaturen von minus 50°, standen in einem Aschenregen, als sich ein Feuer heran wälzte, zwei Erdbeben erschütterten unser Haus. Gold suchen. Die Projekte schienen kein Ende zu nehmen. Garten anlegen, Gewächshaus bauen, Dusche, Gästehütte, Kanu fahren, Beeren pflücken, Pilze sammeln. Nach Möglichkeit mehrere Dinge zusammen erledigen. Stiefelte ich zum See, um mit zwei Eimern Wasser zu holen, probierte ich für einige Minuten, ob die Fische bissen. Im Winter durch die frostige Landschaft streifen und mit einem Stück Feuerholz zurückkommen.








Tara bekam einen „Bruder“. Von dem kleinen Odo war sie zuerst nicht begeistert. Aber sie wurden gute Freunde. Odo hatte Wolfsblut in sich. Als er zum ersten Mal seine Brüder und Schwestern auf dem See heulen hörte, setzte er sich hin und stimmte in den gewaltigen Gesang ein. Ein Schauer lief mir über den Rücken, ergreifend schön war es.
Wieder einmal Weihnachten. Gaby kochte und backte, die Hunde bereit für ein kleines Häppchen. Der Weihnachtsbaum war geschmückt und jeder bekam sein Geschenk.
Die Tage wurden länger, der Schnee sackte zusammen. Odo und Gaby hockten nebeneinander auf der Bank am See und schienen sich intensiv zu unterhalten. Viel mehr brauchten wir nicht. 






Irgendwo heulte ein Wolf. Dafür waren wir gekommen und ich habe die zehn Jahre in meinem Buch „Wo Wölfe heulen“ beschrieben. Wir hatten eine Entscheidung getroffen und sie war richtig gewesen. Wir blieben auch vor Krankheit nicht verschont – doch damit hatten wir gerechnet und wir bedauerten keinen Tag.
Vielleicht hat euch die Geschichte gefallen, die kein Weihnachtsmärchen ist. Vielmehr ein erlebtes Märchen, dass wahr geworden ist.
Wir sind dankbar und denken gerne zurück an die Ruhe, die Stille. Die Abgeschiedenheit ohne Hektik. Euch allen wünschen wir eine schöne Weihnachtszeit. Mit Ruhe, Stille – und vielleicht einem Buch, was euch in eine andere Welt führt. 

Frohe Weihnachten! Merry Christmas!
 

 






 


 

Donnerstag, 29. November 2018

Winter im Yukon?

Der November verabschiedet sich, doch die eisige Kälte hatte sich nicht über das Land gelegt. Die letzten Schwäne waren in den ersten Tagen des Monats nach Süden gezogen, manchmal folgte noch eine kleine Gruppe Nachzügler. Singvögel schwirrten wie wirbelnde Schmetterlinge vorbei, dann waren die Sommergäste verschwunden.
Ein herrlicher Wintertag trieb mich hinaus. Die Bäche waren mit Eis bedeckt, gluckerten noch ihr Sommerlied. Dagegen zeigte sich an einem See, an dem ich vorbei fuhr, noch offenes Wasser. Büsche und Bäume waren von Reif bedeckt.
Winterlandschaft umgab mich, als ich in die Berge stieg. Die vielleicht 5 Zentimeter Schnee knirschten frostig unter meinen Stiefeln. Spuren von Hasen, Luchs, Fuchs und Ziegen kreuzten meinen Weg. Kein Eichhörnchen zeterte mehr von einem Baum.
Unter mir erstreckte sich ein See, den ich allerdings nicht erkennen konnte. Bei -15° sah ich kaum mehr, als aufquellenden Eisnebel. Doch über mir, nach allen Seiten, der blaue Himmel. Dazu die winterliche Stille. Aus meinem Rucksack kramte ich die Thermosflasche hervor und genoss den heißen Tee.
Später, unten am See, der Kampf zwischen Eisnebel und Sonne. Auftreibende und zerfließende Wogen, die zeigten, dort draußen war noch offenes Wasser.
Einige Tage später waren noch die ersten Eisplatten zu sehen. Etwas geregnet hatte es und der Schnee war fast verschwunden. Milde verabschiedet sich der eisige November. Ein Monat, der nicht normal war und wie ich ihn noch nie erlebte. Es sind gerade einmal -5 Grad. Normal für Whitehorse wäre eine Tagestemperatur von -9°, eine Nachttemperatur von -17°. Die Temperatur ist im Yukon fast überall mit 10 bis 15 Grad wärmer als normal. Vor zehn Jahren erlebte ich in dieser Zeit -35°. Wir beschweren uns nicht. Aber es ist lange dunkel. Sonnenaufgang für Whitehorse 9.37 Uhr, Sonnenuntergang 16.01 Uhr. Doch das nur, wenn sie zu sehen ist. Denn seit Tagen ist der Himmel grau, trübe, die Seen bedeckt von Eisnebel.






























Montag, 22. Oktober 2018

Bald ist der Herbst vorbei

Der Indian Summer zeigte seine prachtvollen Farben zu kurz. Dieses Farbenspiel ist immer zu kurz. Obwohl wir bisher einen langen, schönen Herbst hatten. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Auch bei Tagesausflügen, von denen ich viele gemacht habe. Begleitet mich doch einfach.
Gerade einmal 30 Minuten gefahren, stellte ich mein Auto ab. Den kleinen, gepackten Tagesrucksack schwang ich auf meinen Rücken und ging los. Der Aufstieg war manchmal steil, doch nicht schwierig. Wo Wasser gelaufen war, befand sich nun Eis. Die Farben waren schon an vielen Bäumen blass geworden, doch hier und da entdeckte ich noch das Rot und Gold der letzten Wochen.
An meinem Ziel angekommen, stellte ich den Rucksack ab und machte es mir auf einer Felsplatte bequem. Unter mir erstreckte sich der blaue See. Auf der anderen Seite suchte ich Felsen und Grate mit dem Fernglas ab. Nichts. Nur ein Steinadler schwebte am Berg entlang. Tief atmete ich die frische Luft ein. Aus meiner Wasserflasche einige Schluck trinken. Meine Pfeife stopfen und die Züge genießen. Nur ich, leichter Wind, wispernde Blätter und der blaue Himmel.
Dann sah ich die Ziegen. Für sie begann bald eine schwere Zeit. Ihr langes Fell ist ein ausreichender Schutz gegen die Kälte, doch Feinde und die Suche nach Futter wird nicht alle den Winter überleben lassen. Dies ist der Ort, wo sie daheim sind.
Zuerst schwach, dann laut und klar, hörte ich die sich nähernden Schwäne, bevor ich sie sehen konnte. Auch wenn ihre Reise anstrengend ist, so ziehen sie es vor, in wärmeren Gegenden zu überwintern.
Morgennebel liegt über dem See, als ich aus dem Fenster schaue. Ein Herbsttag, der noch nicht einmal kalt ist. Die Temperatur ist in diesem Monat fast 5 Grad wärmer als der Durchschnitt. Nachtfrost gab es bisher wenig und etwas Schnee taute schnell wieder weg. Aber die Dunkelheit nimmt spürbar zu. Die Sonne scheint an klaren Tagen nur noch von 9.00 bis 18.00 Uhr. Doch heute regnete es, vermischt mit nassem Schneefall. Unter dem grauen Dunst, der die Berge verhüllte, zogen noch 60, 70 Schwäne nach Süden. Lange sah ich den kraftvollen Vögeln nach. Waren es die letzten in diesem Jahr?